Ein Mensch, der sich nicht selbst liebt, ist wie ein Fass ohne Boden. Keine Trophäe dieser Welt kann ihm helfen die Lücke zu schließen, die die Selbstablehnung in ihm offen hält. Die Qualität unserer Beziehung zu uns selbst ist der Schlüssel zu allem und alles, was wir erleben, ist ein Spiegel dieser Qualität. Ohne Selbstliebe können wir anderen nicht vertrauen, denn in letzter Konsequenz fehlt uns das Vertrauen in uns selbst. Wenn wir uns selbst nicht genug mögen, haben wir Beziehungen, die uns nicht gut tuen, Stress, der uns schadet und ein Immunsystem, dass leichter angreifbar ist. Wir sind dann überzeugt, dass wir unser Glück nicht verdienen und um die Liebe anderer Menschen kämpfen müssen. Veit Lindau | Happinez Zeitschrift
Vor ein paar Tagen begann die Yin Yoga Online-Stunde mit genau diesen Zeilen von Veit Lindau zum Thema Selbstliebe. Speziell die Worte „…wie ein Fass ohne Boden“ hallten in meinem Kopf wieder, denn ich hatte sie als Teenager einige Male zu Hause gesagt bekommen. Damals ging es um meine vielen materiellen Ideen und Wünsche, verbunden mit der Tatsache, dass das Geld ja einfach nie genug sein würde, um all die vielen Dinge zu kaufen, die ich haben oder machen wollte. Selbst später im Erwachsenenalter gab es einen Lebensabschnitt, in dem ich fast jeden Tag irgendwo etwas online bestellte und kaufen musste.
Wie üblich ist das Leben ja bekanntlich der beste Lehrer, und so musste ich in einem Jahr finanziell sehr kurz treten und zum ersten Mal ausschließlich mit dem auskommen, was mir zur Verfügung stand bzw. was ich erwirtschaftet hatte. Ab sofort hieß es: Ausgaben < Einnahmen. Diese Gleichung war mir ein absolutes Novum. Der „richtige“ Umgang mit Geld wurde zu meinem wichtigsten persönlichen Ziel. Ich musste es einfach hinbekommen, so schwer konnte das doch nicht sein. Was aber wirklich dahinter steckte, dass ich mit meinem eigenen Geld nicht umzugehen wusste, offenbarte sich auf ganz andere Art und Weise. Es war etwas das unbewusst im Inneren wirkte und dadurch Entscheidungsprozesse steuerte. Natürlich halfen zum Erreichen meines Ziels eine Excelliste mit Einnahmen/ Ausgaben Übersicht, tägliches Führen eines Haushaltsbuches, die Prüfung von Fixkosten sowie dem Runterfahren sämtlicher unnötiger Käufe und ein Preisvergleich beim Einkaufen zusätzlich..
„Verstehen kann man das Leben nur rückwärts; leben muss man es aber vorwärts.“ Søren Kierkegaard
Die wichtigste Erkenntnis aus dem Jahr zum Thema Geld ist aber folgende: Es geht darum, für sich zu sorgen, in vollem Umfang und somit sich zu lieben. Gehst du mit deinem Geld so um, dass es dir dabei gut geht? Gibst du Geld für deine Erfüllung aus und erschaffst dir damit dein Leben, so wie du es möchtest? Ist dir bewusst, wofür du Geld ausgibst und welche Werte du damit (un-) bewusst lebst? Bist du achtsam im Moment des Konsums und der Entscheidung oder lässt du dich von Gefühlen leiten…? Früher setzte beispielsweise meine Vernunft komplett aus, wenn ich schöne und leider auch extrem teure Schuhe sah. Der Preis war mir total egal, ich wollte diese Schuhe haben, die ich by the way kaum anziehen konnte, so außergewöhnlich waren sie. Die Begeisterung im Schuhladen war riesig und der Moment des Bezahlen wurde schnell hinter sich gebracht. Zuhause angekommen ertönte dann die Stimme des schlechten Gewissens, denn wovon zahle ich jetzt die ganz normalen Lebenshaltungskosten oder offenen Rechnungen? Im Rückblick habe ich etwas leben wollen, was nicht authentisch war und gleichzeitig habe ich mir das Leben extrem schwer gemacht, weil ich mir selber Sorgen produziert habe, in dem ich kein Geld mehr für das hatte, was lebensnotwendig war. Die Augen richtig auf zu machen und sich selber die Wahrheit einzugestehen, ist unangenehm, aber es ist der größte Gewinn, um Veränderung herbei zu führen. Es ist wichtig, gütig mit sich umzugehen und seine vergangenen Taten liebevoll zu betrachten, denn hätte man anderes Wissen gehabt, dann hätte man diesen „Fehler“ vermutlich auch nicht gemacht. Sich selber zu verzeihen ist hierbei ganz entscheidend. Verantwortung für das Vergangene übernehmen, eine neue Wahl für die Zukunft treffen, sich selber Wort halten, und der Absicht folgen „Ab jetzt mache ich es besser.“, das ist der Schlüssel. Und ja, man muss die Suppe auslöffeln, die man sich eingebrockt hat. Sie wird einen vielleicht auch noch eine Zeit lang etwas mahnend begleiten, aber das ist ok, denn man hat Verantwortung für sein Handeln übernommen und ist jetzt schlauer. Und das wiederum fühlt sich gut an 😉
Ich würde mal behaupten, dass dieses Lehrjahr zum Thema Finanzen mich erst richtig erwachsen werden hat lassen. Erstmals richtig Verantwortung für mich zu übernehmen und darauf zu achten, mir keine Probleme zu erschaffen, die ich verhindern könnte, eben weil ich mich liebe und mich gut behandeln möchte! Für manch einen mag das selbstverständlich sein, aber ich habe das von Zuhause nicht so mitbekommen. Ich will nicht sagen, dass das Geld auf den Bäumen wuchs, aber es wurde einfach nicht darüber geredet. Meine Mutter hat sich sehr viel Mühe gegeben, mir alles zu ermöglichen und was es sie dabei gekostet hat, das wurde nicht thematisiert. Wie in jeder Familie wirkt auch in unserer ein bestimmter Kontext über Geld, der über Generationen weitergegeben wurde. Die unbewusste Weitergabe dieser Einstellung zu Geld wollte ich unbedingt beenden und eine Neue wählen & dann leben.
Der Veränderungsprozess hielt aber noch weitere Erkenntnisse bereit. Transformation hat ja viele Begleiter und so beschäftigte ich mich vermehrt mit Buddhismus, Meditation, Achtsamkeit und den Schriften großer Lehrer. Nun gab ich mir so viel Mühe in Fülle zu leben und dankbar zu sein zum Beispiel für meine Kleidung, meine Wohnung, fließendes Wasser, Heizung, Internet und alles was ich besaß, dass ich keine Notwendigkeit mehr darin sah, mir etwas Neues zu kaufen, selbst wenn es wirklich mal an der Zeit gewesen wäre und Geld angespart war. In besagter Lernzeit hatte ich ein Experiment gestartet und war ein paar Mal in Kleidungs-Geschäfte gegangen, um Outfits anzuprobieren ohne sie zu kaufen. Einfach um das Gefühl zu erleben, wie es wäre, das zu tragen und zu haben. Nach dem Anprobieren habe ich es dann wieder zurückgehängt. Früher wäre das undenkbar gewesen. Das Ego im Kopf hätte in Endlosschleife gesagt „Mein Schatz. Haben wollen. Kauf es!“. Es ist wirklich erstaunlich, wie schnell die Stimme leise wird, sogar verschwindet, wenn man entschlossen ist, seiner Absicht zu folgen und eben nichts kaufen zu wollen. Mittlerweile ist mein Kaufverhalten sehr viel bewusster und vor allem in Balance gekommen, ich überlege gründlich, ob es wirklich nötig ist und was meine Absicht damit ist. Das ist jetzt drei Jahre her. Etwas ist beim Kaufentscheid ist noch dazu gekommen: ich achte viel mehr auf Qualität und lebe damit einen Wert für mein Leben. Zudem bin ich es mir dann wert.
Mit über 30 Jahren habe ich gelernt, das wahre Fülle von innen kommt. Konsumgüter können seelischen Mangel nicht auffüllen. Dankbarkeit von Innen heraus spüren und erkennen, wie gut es mir JETZT geht. Auch wenn ich vielleicht gerade kein Geld habe oder nicht weiß, wie ich die eine große Rechnung bezahlen soll, JETZT, genau JETZT geht es mir gut. Ich atme, kann sehen, sprechen, hören, mein Körper arbeitet liebevoll zuverlässig, ohne mein Zutun, ich bin gesund! Dieser Satz aus dem Buch „Gesundheit für Körper & Seele“ von Louise L. Hay wurde mein steter Begleiter.
Jetzt, in diesem Moment, geht es mir gut.
Zum Abschluss noch ein handfesterer Gedanke allgemein zum Thema Selbstverantwortung im Leben: vom Ergebnis abgeleitet, erkennst du deine Absicht. Ergebnisse sind die Folge einer Absicht, in der du lebst. Bedeutet, wenn ich beweisen will (Achtung: auch dieser Prozess läuft wieder unbewusst ab), dass ich alleine nicht klar komme und Hilfe brauche, werde ich Mittel und Wege finden, dass ich es eben nicht allein schaffe. Der Kopf möchte immer Recht behalten, daher wird er sehr wohl beweisen, dass es stimmt, und man es eben alleine nicht kann. Es ist entscheidend, die eigenen inneren Überzeugungen zu erkennen, zB „Ich bin zu schwach, zu klein, zu dumm, zu ungeschickt“ etc. Was man als Kind initial bei einem einprägsamen Erlebnis mal gedacht oder zu hören bekommen hat, kann sich leicht im Bewusstsein verfestigen. Durch ein, zwei weitere solcher Situationen wird es dann zu einem subjektiven Fakt . Man bildet seine eigene Realität und Wahrheit über das Leben, die Menschen und sich selber aus und sieht ab diesem Moment mit der individuell gefärbten Brille. Ab da beginnt dann auch die Suche nach dem Beweis im Leben…
Was ich damit sagen möchte ist, dass man jederzeit die Brille abnehmen kann. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten zu erkennen, welche Gläser man auf der Nase trägt. Am Ende geht es darum, die Macht über sein eigenes Leben zu bekommen und Verantwortung zu übernehmen, für jede Seite der Medaille. Bei manch einem kann hier ordentlich Widerstand hochkommen und dann wäre es gut hinzuschauen und das zu merken. Verantwortung für das eigene Leben in allen Bereichen und Situationen zu übernehmen, ermöglicht einem, nicht ins Opfersein von Umständen zu verfallen, sondern zu erkennen, dass man die Wahl hat und entscheiden kann! Annahme der Situation und dann überlegen, wie der nächste Schritt aussieht, für das eigene Wohl.
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